Wort der Herrenberger Kirchen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation

Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Situation und auch im Hinblick auf Veranstaltungen und Diskussionen vor Ort haben die christlichen Kirchen in Herrenberg eine Verlautbarung erarbeitet. Diese wurde als Wort der Herrenberger Kirchen am 2. Oktober 2018 auch in der Presse veröffentlicht.

Wort der Herrenberger Kirchen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation

Mit großer Sorge sehen wir die zunehmende Zerrissenheit und Polarisierung unserer Gesellschaft, die sich auch in unseren Kirchengemeinden und Gemeinschaften widerspiegelt.

Gerade als Christinnen und Christen sind wir herausgefordert, zentrale Anliegen

der biblischen Botschaft in Erinnerung zu rufen, die auch für ein von Respekt

geprägtes gesellschaftliches Zusammenleben von Bedeutung sind.

Der Friede Jesu Christi gilt allen Menschen aus allen Nationen.

• Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Glaubens oder ihrer sozialen Zugehörigkeit zu entwerten. Im Gegenteil: Der Glaube überwindet diese Grenzen (Gal 3,28) und verzichtet auf Urteile über andere (Mt 7,1+2).

• Christinnen und Christen wirken in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen als

Friedensstifter. Dabei haben sie besonders die Situation Benachteiligter im Blick

und stellen sich ihnen solidarisch zur Seite (Mt 5,3-11).

• Die Aufnahme von Fremden ist ein zentrales Merkmal für den Glauben, der sich

an Jesus Christus orientiert. Wer sich dem Fremden in Not verschließt, verliert

Gottes Segen für sein eigenes Leben (Mt 25,31-46).

• Wir sehen uns dazu aufgefordert, den Rückzug in private oder innerkirchliche

Räume zu stoppen. In unserer Funktion als Salz der Erde und Licht der Welt haben wir die Verheißung und den Auftrag, uns gesellschaftlich einzubringen (Mt

5,13-16).

• Wir halten an der Erfahrung des Pfingstfestes fest, dass Gottes Geist die Kraft

hat, die Grenzen der Nationen und Kulturen zu überwinden (Apg 2,13).

Deshalb rufen wir Christinnen und Christen in Herrenberg dazu auf, sich im gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, Begegnungen und Gesprächen nicht auszuweichen, sondern achtsam, offen und klar die grenzenlose frohe Botschaft Jesu

Christi in Wort und Tat zu bezeugen.

Herrenberg, den 1. Oktober 2018

Evangelischer Kirchenbezirk und Kirchengemeinde mit Süddeutscher Gemeinschaft, Katholische Kirchengemeinde, Evangelisch-methodistische Kirchengemeinde

Verfasser/innen: Pfarrer Thomas Cornelius, Dekan Eberhard Feucht, Gemeinschaftspastor Thilo Metzger, Gemeindereferentin Sabine Riske, Pastor Alfred

Schwarzwälder, Katechetin Margret Somfleth, Pfarrer Markus Ziegler